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Wie Bauschaum / im Leerraum

von Mario Wimmer

Ganz und gar unaufdringlich fügt sich seit drei Jahren immer im Herbst ein Festival in die Idylle meiner oberbayrische Heimatstadt ein. Die nonfiktionale ist ein junges Dokumentarfilmfestival das in seinem kleinen Rahmen mit jeder Ausgabe versucht ein besonderes Thema der dokumentarischen Filmarbeit zu verhandeln.

In ersten Jahr thematisierte die nonfiktionale die Frage nach dem besonderen Verhältnis von Filmenden und Gefilmten im Dokumentarfilm. Das Programm des zweiten Jahres widmete sich der Komik im Dokumentarfilm, “Was ist komisch, was zu komisch für einen Dokumentarfilm?”. Und in diesem Jahr schließlich beschäftigte man sich mit dem Verhältnis zwischen Filmzeit und Echtzeit.

Es macht Spaß den Machern, viele mit Wurzeln in Bad Aibling, zuzusehen, wie sie sich langsam in mehr und mehr der vielen Leerräume vergangener Kurstadtträume vortasten und sie füllen. Und Leerräume gibt es viele in Bad Aiblings Innenstadt mit ihren stolzen Bürgerhäusern. Wer durch die Straßen spaziert den betrachten aus aufwendig renovierten Fassaden, frisch gestrichen leuchtend, paradoxerweise dunkle Schaufenster, nicht besonders traurig, nur leer.

Das Ortskino stellt mittlerweile an drei Tagen alle vier Säle zur Verfügung, das Catering besorgt der Feinkosthändler gegenüber, daneben wird ein Miniladen für ein paar Tage zur Festivalinformation. Die kleine Schwester der nonfiktionale, das foto doks, ein Festival für Dokumentarfotografie, residiert einen Katzensprung entfernt in dem zur Galerie umgebauten alten Feuerwehrhaus. Durch die geringe Größe der Veranstaltungsorte ist es auf magische Weise beschaulich. Und es gäbe noch so viele kleine Orte zu füllen: die alte Mühle, das aufwendig renovierte Optikgeschäft, der rustikale Eisenladen und ein Dutzend weiterer Ladengeschäfte die nur darauf warten für einige Tage lebendig zu werden.

Vielleicht tasten sich die Macher ja nächstes Jahr noch in ein oder zwei Leerräume vor. Eine Installation von Medienkunststudenten aus der großen Stadt? Die Produktion einer Kurzdokumentation live im Laden durch Filmstudenten? Eine Kamera in einem der leeren Schaufenster die das Dokumentationsfestival dokumentiert? Ein Geschäft voller Kopfhörer die Geschichten erzählen? Möglichkeiten gäbe es, Platz auch und interessierte Augen sowieso überall. Ich werde einfach weiter interessiert zusehen.

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