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Neue Bekannte (17): Moscow Olympics – Cut The World

von Florian Naumann

Ein Weg, sich die Musikszene fremder Städte zu erschließen ist ein ganz statischer – es reicht das ausdauernde Klicken entlang der entlosen Verästelungen der Freundesnetzwerke auf myspace. Segnungen (oder Fluch) der Neuzeit: Vor einigen Jahren hätte man zahllose Abende und noch mehr Gläser und Flaschen Bier investieren müssen, um die sozialen und stilistischen Verknüpfungen einer Stadt und ihrer Gitarrenbesitzer zu erahnen.

Zurück auf heimatliches Terrain damit auch: Nach isländischer Electronica ist’s wieder an der Zeit, im Blick auf die eigenen Schuhe die Welt zu verträumen: Und ein gemeinsamer enger Freund in den Top-Listen scheinbar aller westschwedischen Shoegazer und Dreampopper ist die Band mit dem Namen Moscow Olympics. Auf “Lavender Records” aus Örebro veröffentlichen die drei Musiker und die Musikerin, und sitzen so fest verwurzelt im Myspace-Stammbaum Göteborgs, dass man meinen könnte, sie wären eben dort (auf)gewachsen, und tränken täglich Tee in den Cafés der Stadt.

Vielleicht haben sie das auch eine Weile lang getan… Allein, das kleine Rätsel: Nicht aus Almedal oder Haga, sondern vom fernen Pazifischen Ozean kommt diese Musik – und wie auch immer (besonders gut, womöglich) das Synthierauschen und die glasigen Gitarrenanschläge zum äquatorialen Licht, dem Schweiß und den weißen Stränden der Philippinen passen mögen – die Verbindung nach Schweden macht Sinn: Denn da klingt auch viel Radio Dept., und für die kurzen Tage oder langen Dämmerungen und das milde Licht des Nordens scheinen die Songs ohnehin wie maßangefertigt.

Ob da zunächst die Verbindung nach Schweden und dann die Musik enstanden ist, oder zuerst die Musik und dann das Wiedererkennen der geistigen Verwandtschaft in Skandinavien  – das verrät myspace freilich nicht.

Titelbild: Lavender Records

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