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Dienstagsfilm – Cashback

von Mario Wimmer

Dienstagsfilm – Wir stellen euch an dieser Stelle jeden Dienstag (auf Grund einer massiven Artikelschwemme, diesmal erst am Mittwoch) einen besonderen Film vor. Einen Film von dem wir denken, dass er euch während eines gemütlichen DVD-Abends begeistern könnte.

Wie Xavier und Stéphane träumt auch Ben gerne. Wenn auch nicht ganz freiwillig, denn die Ursache seiner Tagträume ist eine, durch die Trennung von seiner Freundin ausgelöste, Insomnia. Er träumt von den Frauen die er Nachtschicht für Nachtschicht in einem Supermarkt bedient. Er träumt davon dass er die Zeit anhalten kann, träumt, ihre Kleider aufzuknöpfen, sie vorsichtig zu entblößen, wie Schaufensterpuppen zu arrangieren und sie schließlich zu zeichnen. Die Zeit – mittels seiner Phantasie? – anhalten zu können ist seine Gabe, sie ist Mittel zum Zweck der kleinen Geschichte die Cashback über die Faszination der Geschlechter füreinander erzählt.

Dieser Zweck, eine kleine Parabel über Liebe und Leidenschaft, tritt in vielen Diskussion über den Film leider zu Gunsten des Mittels, der Gabe die Ben den Ausdruck seiner Faszination erlaubt, in den Hintergrund. Ist Ben, der Drehbuchautor und Regisseur Sean Ellis, ist jeder Zuschauer ein machochistischer und chauvinistischer Perverser? Objektifizieren der Protagonist, der Film und der Zuschauer Frauen indem sie sie so ausgehend studieren? Ist seine Philosophie nicht mehr als Touch, ein Feigenblatt für im schlechtesten Fall sexistische Allmachtsphantasien und im besten Fall einen Softporno? Heftige Vorwürfe an einen Film, in dem ästhetische Nacktheit eine große Rolle spielt, aber nie die strenge Einhegung künstlerischer Ästhetik und Andeutung verlässt.

Liebe, Leidenschaft und Begehren beschreiben per Definition eine Subjekt – Objekt Beziehung. Subjekte begehren einander als Objekte – eine Objektifizierung ist dieser menschlichen Grundemotion deshalb allerdings keineswegs eingeschrieben. Dementsprechend an der Oberfläche kratzt der Vorwurf eines Machismo. Gerade dass Ben die Allmacht seiner Phantasie nicht zu mehr nutzt, als zu einem künstlerisch-ästhetischen Studium der weiblichen Form, zeigt doch deutlich den Respekt der in jeder Art echter Faszination enthalten ist. Einer Faszination die trotz diverser Auswüchse eine vollkommen natürliche ist und auch und gerade im Sinne echter Emanzipation als solche behandelt werden sollte.

Nein, Cashback ist sicher kein Porno und auch kein feuchter Machotraum, Cashback ist ein kleiner einfühlsamer Film über die Faszination die Frauen, und der weibliche Körper, auf Männer ausüben. Und darüber, dass diese Faszination auch auf Gegenseitigkeit, Respekt und nackten Tatsachen beruht. Wer damit kein Problem hat, der sollte auch mit den (halb-)nackten Frauen aus Cashback kein Problem haben.

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Cashback | Sean Ellis | Sean Biggerstaff, Emilia Fox | 2006 | Left Turn Films, Lipsync Productions, Ugly Duckling Films | imdb, Wikipedia | Bilder © Gaumont

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