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Dienstagsfilm – Terminal

von Mario Wimmer

Dienstagsfilm – Wir stellen euch an dieser Stelle jeden Dienstag einen besonderen Film vor. Einen Film von dem wir denken, dass er euch während eines gemütlichen DVD-Abends begeistern könnte.

Als Bill Murray letzte Woche auf einer Reise nach Japan verloren ging, so bezog sich diese Verlorenheit weniger auf den räumlichen denn vielmehr auf den inneren Aspekt dieser Verlorenheit. Bei aller Midlifecrisis, Einsamkeit und defekter Kommunikation waren er und der Zuschauer sich doch einer Sache klar: woher er kommt und wohin er geht. Aus dem fernen Amerika direkt in die melancholische Kulisse eines Hotels in Tokyo, Japan. Anders Tom Hanks in Steven Spielbergs Terminal, dem auf dem Flug über den Atlantik, buchstäblich das Herkunftsland auf Grund eines Bürgerkrieges abhanden kommt. Ein Umstand die auch die Einreise in sein Zielland, die USA, unmöglich macht. Bis auf weiteres sitzt er also fest in der Exterritorialität des Flughafens und dessen Terminal.

Kurz nachdem Viktor Navorski sich aus seinem fiktiven Heimatland auf die Reise in das ferne Wunderland Amerika gemacht hat, um den Lebenstraum seines verstorbenen Vaters zu erfüllen, versank eben jenes im Bürgerkrieg und er wurde damit zum Staatenlosen. Eine Tatsache die auch den seine Einreise bearbeitenden Beamten nicht verborgen bleibt welche ihm prompt sowohl Einreise als auch Rückreise verweigern. Er sitzt also in der Exterritorialität des Flughafens fest, verschlimmert wird dieser Zustand durch die Tatsache, dass er kein Englisch spricht. Das Dilemma des Helden ist damit ebenso umfassend wie klar definiert, aber als der opptimistische Protagonist eines Hollywoodfilms macht sich Viktor auf liebenswerte Weise daran seine Probleme zu lösen. Selbst ein schrullig-liebenswerter Aussenseiter findet er schnell Freunde unter den schrullig-liebenswerten Aussenseitern des Flughafenpersonals, lernt mit Hilfe eines zweisprachigen Stadtführers Englisch und hat sogar eine kleine Romanze. Letztendlich endet der Bürgerkrieg in seinem Heimatland und mit der Hilfe seiner neuen Freunde kann Viktor nach Amerika einreisen und den endlich den Traum seines Vaters erfüllen.

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Wenn etwas diesen Film vor Steven Spielberg und sich selbst rettet, dann sind es zwei Dinge: Zum Einen Tom Hanks, der ewige liebenswerte Aussenseiter und Underdog, der in Terminal vielleicht nicht seine beste Rolle spielt, aber solide seine beste Seite zeigen darf, und zum Anderen der Anspruch. Dem Anspruch des Kritikers mag das ja ein bisschen zuviel klischeehafte Liebenswürdigkeit, nicht einmal zu einem echten Bürgerkrieg in einem echten Land hat sich Spielberg hinreissen lassen, stattdessen ein liebenswürdiges osteuropäisches Universalklischee von Unruherepublik, sein. Es mag ihn stören, dass die Figuren so mit dem Problemlösen beschäftigt sind, dass sie dem Film gar nicht erlauben sich mit diesen überhaupt beschäftigen. Und Probleme streift der Film durchaus einige, das der Staatenlosigkeit (der Film basiert auf einem tatsächlichen Fall am Flughafen Charles de Gaulle), das Problem (über-)restriktiver Einreisebestimmungen, die Verlorenheit in der Fremde und die Problematik von Kommunikation, aber mit diesem Streifen ist es auch getan. Ja, vielleicht ist es für den Anspruch es Zuschauers mit diesem Streifen wirklich getan, warum nicht einmal nur den Anspruch unschuldiger und liebenswürdiger Unterhaltung an einen Film stellen? Denn den erfüllt Terminal auf jeden Fall.

Lockeres Popkornkino würde die Fernsehzeitschrift eures Vertrauens wohl schreiben, okay sag ich, machen wir die Woche halt mal ordentlich Popkorn.

The Terminal | Steven Spielberg | Tom Hanks, Catherine Zeta-Jones, Stanley Tucci | 2004 | Dreamworks | imdb, Wikipedia

Ein Kommentar.

  1. Dienstagsfilm – L’Auberge Espagnole-fallen/legen Am 19. January 2010 um 17:06 Uhr.

    […] muss nicht unbedingt in einem anonymen tokioter Hotel oder in der exterritorialen Ritze zwischen zwei Ländern verlorengehen. Bisweilen reicht als existentielle Krise des Helden schon die ganz normale, latente […]