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Dienstagsfilm – Wir stellen euch an dieser Stelle jeden Dienstag einen besonderen Film vor. Einen Film von dem wir denken, dass er euch während eines gemütlichen DVD-Abends begeistern könnte.
Endlich glitzert weißer Schnee unter dem schwarzen Nachthimmel. Die Wintersonnenwende naht, bald werden die Tage wieder länger und heller, bis dahin, das große Finale des dunklen Films. Diese Woche mit einem Frontalunfall zwischen Film Noir und amerikanischen Superheldencomics: Sin City.
Während der Film Noir die graphische Schlichtheit und den Kontrast von Schwarz und Weiß zelebriert bedienen sich Superheldencomics seit je her aus der gesamten expressiven Bandbreite der Farbpalette um ihre Helden auszumalen. Paradoxerweise bemüht sich der klassische Film Noir in seinen hart-schwarzen Schatten und weiß-gefressenen Gesichtern darum die feinen Abstufungen von grau zu beleuchten die sich in der Moderne in unser Bewusstsein von Gut und Böse geschlichen haben. Und der
klassische Superheldencomic? Bleibt in der Darstellung von Gut und Böse trotz seiner breiteren Farbpalette der klassischen, klar getrennten Dichotomie von Gut und Böse verhaftet.
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Ebenso furcht- wie fruchtbar gemischt hat Frank Miller die beiden Genres in seinem Comic Noir “Sin City”. Sicher nicht das erste oder letzte seiner Art, aber in seiner Ästhetik nicht erst seit der Verfilmung durch Robert Rodriguez mit dem reichhaltigsten Einfluss auf die kontemporäre Popkultur. Sin City – der Film wie der Comic – ist eine episodenhafte Erzählung aus der im kriminellen Sumpf verrottenden Basin City. Fragmentarisch, kontrastreich, schwarz/weiß und nur in Ausnahmefällen ein besonderes Element farblich hervorhebend entspinnt sich eine grausame Geschichte über den Kampf – und der ist hier schmatzend-explizit, zerfetzend-blutig und körperlich-brutal – von Gut und Böse. Hier kämpfen keine unverwundbaren Superhelden, Millers und Rodriguez Charaktere sind vom Leben gezeichnete Einzelgänger, gebrochene Gestalten, Gratwanderer zwischen Schwarz und Weiß.
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=JfeYzxyMKJI[/youtube]
Diese gebrochenen Helden sind es, die der graphischen Explizität und Überinszenierung von Sin City eine Richtung, ein Ziel und Sinn geben. Die den inszenierten Kampf in einen größeren Rahmen, eine größere Erzählung setzen, eine Erzählung über die Zwischenräume zwischen Schwarz und Weiß. Eine Erzählung darüber wie man sich, den eigenen Untergang vor Augen, beweisen kann. Eine Erzählung darüber wie man sich dem übermächtigen Bösen, den eigenen Untergang vor Augen in den Weg stellt und sich ihm gegenüber behaupten kann, indem man diesen hinnimmt.
“It’s time to prove to your friends that you’re worth a damn. Sometimes that means dying, sometimes it means killing a whole lot of people.”
Sin City | Frank Miller, Robert Rodriguez| Jessica Alba, Devon Aoki, Benicio Del Toro, Elijah Wood, Mickey Rourke, Bruce Willis | 2005 | Dimension Films | imdb, Wikipedia | Bilder © Buena Vista Home Entertainment