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Neue Bekannte (6): Tobias Hellkvist – Arms

von Florian Naumann

Rätselhafte Tage sind das im November: Nicht umsonst jagt ein domestizierter heidnischer Totenkult-Feiertag den nächsten – so kurze Tage, so lange Dämmerungen sind es, dass man nicht nur im Dunkeln das Haus verlässt, sondern auch im Dunkeln wieder zurückkommt. Zumindest als Nachtschwärmer. Und der arbeitenden Bevölkerung wird es bald nicht anders gehen.

Noch dunkler, noch etwas windiger, regnerischer ists im Süden Schwedens, Tobias Hellkvists Heimat. Im Süden Malmös stehen die Plattenbauten, um deren Erdgeschoss der Meerwind weht; die ihre metallernen Balkonverschalungen und Klingelbretter, abgegriffene Überlebende der späten 60er-Jahre, gegen den Regen stemmen. Und auf den Straßen ist es still, während die orangenen, hoch über den Ringstraßen gespannten Laternen ein stilles, vielleicht leise ächzendes Windballett aufführen…

Am 15.11. hat Tobias Hellkvist sein 3. Album veröffentlicht – und wenn das Vorgängerexemplar “Sides” vielleicht die vergnügte Leichtigkeit war, die sich an einem Frühsommerabend über Schwedens flachen Süden spannt, dann ist “Evolutions” (so heißt die aktuelle Veröffentlichung) eher die sachte Krimi-Paranoia auf leergefegten Sonntagsstraßen, zwischen den Hausrelikten, in denen schon einige Vorstadtleben vorübergingen. Keine Strophe, kein Refrain, kein Gesang – nur das geheimnisvolle, glasige, eiskalte Klimpern der im Wind weit fliegenden Gedanken, und die tote Fläche der schlafenden Natur um die menschlichen Behausungen. Ganz schön wild, für so leise Musik. – Zartbesaiteten sei Hellkvists myspace-Seite mit den kleinen euphorischen Pluckerein empfohlen.

Download: Tobias Hellkvist – Arms (via tobiashellkvist.com)

Homepage: http://www.myspace.com/tobiashellkvist

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