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Dienstagsfilm – Night On Earth

von Mario Wimmer

Dienstagsfilm – Wir stellen euch an dieser Stelle jeden Dienstag einen besonderen Film vor. Einen Film von dem wir denken, dass er euch während eines gemütlichen DVD-Abends begeistern könnte.

Schwarzer Himmel, weißer Schnee, am Tag erzählt man große Geschichten, Nachts zerfällt alles in Episoden. Und besonders in dieser Nacht, in der uns Jim Jarmusch über seine nostalgische Weltkarte schickt. Durch Los Angeles, Paris, Rom, Helsinki und New York, fünf Städte in fünf Episoden nur leicht an der Oberfläche streifend und doch so tiefe Einblicke in das Leben der Taxi fahrenden Protagonisten gewährend. Das ist unser Dienstagsfilm, das ist Night On Earth.

Fünf Episoden, fünf Taxis, immer in Bewegung, selten still. In Rom ringt ein Priester zunehmend nach Atem während sein Fahrer das Taxi dauerplappernd durch die verbeulten Gassen jagt. In Paris hört eine Blinde Hautfarben und Nationalitäten und macht sich nichts daraus. In Los Angeles chauffiert die junge Winona Ryder dauerpaffend eine Castingagentin zu ihrer Villa und widersetzt sich erfolgreich ihrer Entdeckung. In New York kämpft Armin Müller-Stahl mit der Automatik seines Taxis und der immer fremden Stadt. Und in Helsinki schließlich ringen drei Betrunkene und ihr Taxifahrer darum, wem das größere Unglück widerfahren ist.

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Was würde sich besser für einen Episodenfilm eignen als das episodenhafteste aller Verkehrsmittel, als ein Taxi? Die Taxifahrt als eine nicht ganz selbstbestimmte, als eine durch Zufälle oder Zwang abhängige Reise an ein ganz bestimmtes Ziel. An den Anfang oder das Ende einer Episode vielleicht, einer Episode die dann im Taxi aufgearbeitet werden kann. Aufgearbeitet werden kann, weil die Begegnung mit dem Taxifahrer selbst ja mehr oder weniger zufällig, vergänglich, episodenhaft ist. Und in diesen episodengefüllten Episoden sammelt Jim Jarmusch geschickt gewählte Kuriositäten deren Erzähler nicht immer der Fahrgast sein muss. Der römische Giggolo beispielsweise lässt sich, mehr Psychopath als Psychotherapeut, von seinem Temperament dermaßen weit über das Ziel hinaustragen, dass seinem Fahrgast nur noch ein ebenso stilles wie trauriges Ende bleibt.

Traurig ist man am Ende von Night On Earth nicht unbedingt, eine leichte Melancholie schwingt zwar in fast allen Episoden mit, bleibt aber meist latent und wird falls sie doch einmal präsent durch gutgemeinten Slapstick gebrochen. Aber nach draußen will man, reisen und wenn es nur einen Block weit ist. Episoden erzählen, erhören und erleben, in dieser Nacht auf Erden.

Night On Earth | Jim Jarmusch | Gena Rowlands, Winona Ryder, Armin Mueller-Stahl, Giancarlo Esposito, Rosie Perez, Richard Boes, Isaach De Bankolé, Béatrice Dalle | 1991 | Victor Company of Japan (JVC) | imdb, Wikipedia | Trailer, Bilder © Arthaus

3 Kommentare!

  1. Florian Naumann Am 24. December 2009 um 15:59 Uhr.

    feiner Text.

  2. vorher Am 10. January 2010 um 22:34 Uhr.

    Der Wagen in New York war kein Automatik.

  3. Mario Wimmer Am 10. January 2010 um 22:41 Uhr.

    Sicher? Ich dachte mich zu erinnern, dass sein Fahrgast versucht ihm genau das zu erklären… was ist das Problem denn dann?