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Dienstagsfilm – The Limits Of Control

von Mario Wimmer

Dienstagsfilm – Wir stellen euch an dieser Stelle jeden Dienstag einen besonderen Film vor. Einen Film von dem wir denken, dass er euch während eines gemütlichen DVD-Abends begeistern könnte.

Während unsere Tage länger werden, scheinen sie in The Limits of Control schier ewig. Wie alles ewig scheint in diesem Film, der ganze Film eine einzige, ewige Erwartung. Eine Erwartung auf Kontrolle die nicht erfüllt werden wird. Aber manchmal darf es auch ein bisschen sperrig sein, wenn es dafür interessante Einsichten in die eigenen Sehgewohnheiten und -erwartungen bietet.

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Der Plot ist schnell erzählt und eigentlich spielt er keine große Rolle. In Spanien trifft ein Mann, der den Film über namenlos bleiben wird, auf seinen rätselhaften Auftraggeber. Ein kurzer Dialog entspinnt sich, doch auch der anwesende Übersetzer ermöglicht dem Zuschauer kein tieferes Verständnis der gemachten Aussagen. Es bleibt die Andeutung auf die in vielen hundert Kinogängen eingeübten Erzählmuster. Und diesen folgend macht sich der “Held” auf den Weg. In verschiedenen Cafés trifft er auf weitere rätselhafte Figuren von welchen er nach einem kurzen Dialog chiffrierte Botschaften erhält. Eine rätselhafte Frau erscheint und obwohl sie nackt ist kommt es nicht zum Sex.

Jim Jarmusch verweigert sich, verweigert sich der Kontrolle des Zuschauers, der Kontrolle durch Erwartungen und Konventionen . Er folgt ihnen gerade genug um den Zuschauer darauf zu stossen wie er ihnen nicht folgt. The Limits Of Control ist weniger Film als Metafilm, weniger Aussage als Andeutung, weniger Wahrheit als Chiffre. Die wunderschön komponierten Bilder enthalten gerade genug Andeutungen, genug Verweise auf die lang tradierten und eingeübten Plotstrukturen um den Zuschauer bei Laune zu halten. Vorsichtig füttert Jim Jarmusch die Erwartungen seiner Zuschauer, ohne ihnen jemals einen Brocken zu geben der groß oder klar genug wäre um tatsächlich etwas zu erzählen das über eine Andeutung hinausgeht. Etwas zu erzählen das es dem Zuschauer ermöglichen würde die vielen Chiffren zu entschlüsseln. Das ihm die Kontrolle über das Geschehen und die Erzählung geben würde.

Und so bleibt The Limits Of Control sperrig, muss sperrig bleiben. Gerade sperrig genug um den Zuschauer zu interessieren, aber ohne wirklich etwas preiszugeben. Immer die Möglichkeit des Entschlüsselns und der Kontrolle andeutend ohne sie wirklich zu erfüllen, eine Gratwanderung entlang der Limits Of Control.

The Limits Of Control | Jim Jarmusch | Isaach De Bankolé, Alex Descasm Luis Tosar, Paz de la Huerta | 2009 | Focus Films | imdb, Wikipedia | Bilder © Tobis

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