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Dienstagsfilm – Durst (Bakjwi)

von Mario Wimmer

Dienstagsfilm – Wir stellen euch an dieser Stelle jeden Dienstag einen besonderen Film vor. Einen Film von dem wir denken, dass er euch während eines gemütlichen DVD-Abends begeistern könnte.

Immer noch kein Schnee, aber wenigstens dicker Sprühregen hängt jetzt kalt in der Luft. Dunkel ist es auch schon wieder und dunkel ist auch der neue Film des Südkoreaners Park Chan-Wook: Durst (Bakjwi).


Bild © MFA+ Filmdistribution

Noch ein Vampirfilm der sich so gar nicht in die eng gezogenen Klischeegrenzen zwingen lassen will. Und das obwohl natürlich ein junger Priester und eine junge Frau die verhängnisvollen Hauptrollen spielen. Sang-hyeon ist ein Priester und arbeitet im Krankenhaus eines kleinen Dorfes. Vom Wunsch beseelt mehr für die Armen und Kranken zu tun nimmt er in Afrika an einem Experiment mit einem eigentlich tödlichen Virus teil, erkrankt schwer, wird in einer Operation mit Fremdblut versorgt und überlebt. Da das Blut von einem Vampir stammte, ist auch Sang-hyeon fortan einer. Zurück in seinem Heimatdorf kämpft er als strenggläubiger Priester gegen seine neuen Dränge an, es ist dies allerdings ein hoffnungsloser Kampf. Das zeigt sich zum ersten Mal wenn er in das Haus seines Schulfreundes Kang-woo zieht und bald darauf eine Affäre mit dessen Frau Tae-joo beginnt.

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Ungewöhnlich und erfrischend interessant macht auch diesen Vampirfilm, dass die Figuren mit ihren Fähigkeiten und Trieben in einer relativ normalen Welt verharren und ihrer dort Herr werden müssen. Und nicht in die dunklen Parallelwelten eines Shaft oder Louis aus Interview mit einem Vampir flüchten können. Das Böse, Strafe und Sühne, der immer wieder aufgegriffene Themenkomplex von Park Chan-Wook bleibt auch in der fantastischen Überhöhung, wie auch schon in Sympathy for Mr. Vengeance, Oldboy und Sympathy for Lady Vengeance, ganz Teil unserer Welt. Und egal wie sehr er sich selbst überwindet, kasteit, konditioniert oder überwunden, kasteit und konditioniert wird, immer bleibt der Mensch Mensch und als solcher schwach und fehlerhaft und potentiell böse. Sein Schicksal ist das des – in Park Chan-Wooks früheren Filmen auch gerne mit den Mitteln des Martial-Arts-Films hochblutig inszenierten – Kampfes gegen die eigene Natur. Einer Natur die Sang-hyeon als Priester gerne verleugnen würde, die ihm aber in Form seltsamen Verwandlung nur um so heftiger begegnet und ihn am Schluss in den Untergang zwingt.

Der regnerische Dienstagabend im 21. Jahrhundert: Flackernder Beamer (bisher leider nur als UK-Import), dampfender Tee und koreanischen Vampiren beim Kampf mit ihrer Menschlichkeit zusehen.

Durst (Bakjwi) | Park Chan-Wok | Kang-ho Song, Ok-vin Kim, Hae-sook Kim | 2009 | CJ Entertainment, Focus Features | imdb, Wikipedia | Bilder © MFA+ Filmdistribution

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